01.04.2006 -- Tages-Anzeiger Online
April, April
Noch ungehörter Ohrenschmaus aus Mozarts Feder, Erdöl unter dem St. Galler Stadion und ein irrtümlich zerstörtes EU-Beitrittsgesuch: Die Schweizer Medien schickten ihr Publikum mit witzigen und teilweise skurrilen Geschichten in den April.

Von einem neuen Wellenschlag in den Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) berichteten das Westschweizer Radio RSR sowie die Zeitungen «Le Nouvelliste», «La Liberté», «L'Agefi», «L'Express» und «L'Impartial». Ein EU-Funktionär habe das Schweizer Beitrittsgesuch zerstört.
Das sei zwar aus Versehen geschehen, doch Bern müsse nun bis Ende Juni ein neues Gesuch stellen, hielten die Medien in ihrem konzertierten Aprilscherz fest. A propos EU: Deren Osterweiterung bringt laut «24 heures» eine neue Arbeitskraft nach Lausanne. Ein Pole soll nunmehr die Nachtwache auf der Kathedrale versehen.

Will man der Zeitung «Le Matin» Glauben schenken, dann hat der Bundesrat ein wachsames Auge auf kleine Kinder geworfen. Um diese vor der Vogelgrippe zu schützen, habe die Landesregierung an Ostern vorsorglich die beliebten Eierläufe untersagt. Ein Trost, dass der Genfer Stadtrat Patrice Mugny laut «Tribune de Genève» am Abend als Solist mit dem Orchester der Suisse Romande spielen sollte.
Mozart, Mozart...

Gleich mehrere Zeitungen fanden Inspirationen für ihre Aprilscherze im Mozart-Jahr. Der «Tages-Anzeiger» kolportierte einen spektakulären Fund in Florenz. Dort wurde das tatsächliche Grab des Komponisten entdeckt. Die per DNA zweifelsfrei identifizierten Knochen waren heute in Zürich zu besichtigen.
Wer kennt Mozarts «Dorfmusikanten-Sextett»? Niemand, denn es wurde erst kürzlich entdeckt. Wolfgang Amadeus habe sich von einer Urner Dorfmusik auf seiner Reise nach Italien dazu anregen lassen, schrieb das «Urner Wochenblatt» und lud gleich zum Gratis-Konzert einiger Mitglieder der Wiener Philharmoniker nach Flüelen.

Auch das «Langenthaler Tagblatt» wollte seiner Leserschaft eine noch unbekannte Mozart-Serenade als Uraufführung zu Gehör kommen lassen. Die leider etwas unleserliche Notenhandschrift sei auf dem Dachboden eines Hotels im Berner Oberland gefunden worden.

Erdöl für den FC St. Gallen

Der FC St. Gallen braucht kein Mäzenatentum à la Gigi Oeri. Da man beim Bau der Fussballstadions auf Erdöl gestossen ist, kann sich der Super-League-Klub nun tatkräftig auf dem Spielermarkt bedienen. Wenigstens berichtete dies der Ostschweizer Radiosender «Radio aktuell».
Von einem Comeback des ehemaligen Fifa-Schiedsrichters Urs Meier wusste der Basler Privatsender «Basilisk». Meier stelle sich wegen der vielen Fehlentscheide anderer «Unbestechlicher» wieder zur Verfügung. Der nämliche Meier lockte mit dem Zentralschweizer «Radio Central» zur Ticketverlosung für die Fussball-WM.

Dass in Basel-Stadt gespart werden muss, pfeifen die Spatzen dort von den Dächern. Jetzt müssen am Rheinknie Freiwillige ran - und zwar zum österlichen Strassenwischen, wie die «Basler Zeitung» vermeldete.

Findige Bündner

Mit einer Kantonsaktie will die Bündner Regierung den Staatshaushalt finanziell festigen. Zeichnungsberechtigt sind laut «Südostschweiz» alle Bündner Steuerzahler. Das «Bündner Tagblatt» lüftete das Regierungsgeheimnis um angekündigte Projekte, die mit der Rückzahlung von Donationskapital der Kantonalbank finanziert werden. Acht Täler sollen unter anderem autofrei und - alternativ - der öffentliche Verkehr gefördert werden. Wer einen Dienst mit Rikschas aufbaue, erhalte ein solches umweltfreundliches Taxi geschenkt.
Gute Nachrichten für die Thurgauer Wehrmänner hat die «Thurgauer Zeitung» parat: Sie müssen das Obligatorische nicht mehr selber schiessen, sondern können sich von Familienangehörigen vertreten lassen. Ein erster Schnupperkurs für Ehefrauen wurde für den 1. April angesetzt.

Das VBS habe sich mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ihm Rahmen von Rüstungsgeschäften auf ein verdecktes Gegengeschäft geeinigt, heisst es im «Bund». So sollen arabische Petrodollars in «diverse Projekte» in der Schweiz geflossen sein, die allesamt griffige Klimaschutzmassnahmen hintertrieben. (cpm/sda)